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Sein Wirken

Die Erfolgsjahre

1992 / 1993 - es geht voran

Mit dem Jahr 1992 gelang der große Durchbruch. Die Aufmerksamkeit, die das Wendelsteiner Kulturprogramm nun fand, lässt sich am besten mit einiger Zitate zeigen. entnommen dem HIP-Kurier vom 31. Jan. 1992

„Mitten im Winter zieht der Sommer ins Land“

„In der zweitgrößten Gemeinde des Landkreises hat sich im Laufe der letzten Jahre unter dem Signet „Wendelsteiner Sommer“ eine Kulturszene entwickelt, die Ihres gleichen sucht. Früchte getragen hat damit die engagierte Arbeit von Kulturamtsleiter Gerd Huke, der bei allem Einsatz aber auch über das Quäntchen Fingerspitzengefühl verfügt, um aus Wendelstein kein „Klein-Nürnberg“ zu machen.  „Vielfalt ja- Beliebigkeit nein“ einer der Leitsätze von Gerd Huke. Dieser Linie bleibt er auch im neuen Programm treu, das das an sich schon sehr hohe Niveau weiter verfeinert. (…) wenn man beispielsweise an den Paukenschlag denkt, mit dem der Veranstaltungsreigen eröffnet wird. Konstantin Wecker gastiert in der Wendelsteiner Schulturnhalle.“ 

Weitere Stimmen: „Weckerleuchten über Wendelstein“, „Drei Stunden ganz für die Zuhörer“ „1600 Zuschauer waren mucksmäuschenstill als Konstantin Wecker seinen „Willy“ sang.“ (…) Aber, wie jeder weiß, wird Gerd in den Folgejahren dem Blues beim „Wendelsteiner Sommer“ eine gewichtige Rolle geben.“ Auf diesem speziellen Vermächtnis wird mein Augenmerk liegen.

Der Blues ist in Wendelstein angekommen

Die mittelfränkische Marktgemeinde ist auf dem Weg zur Blueshochburg zu werden. „Es ist schon ein schönes Gefühl“, gibt Wendelsteins Kulturreferent Gerd Huke zu, „wenn man den Tourplan liest: All die europäischen Haupt- und Großstädte und mittendrin auf einmal Großschwarzenlohe!“ NZ, 19.3.92

Gemeint war die Tournee von Louisiana Red und Carey Bell. Das Leben von Iverson Minter, so der Geburtsname von Louisiana Red, verlief so wie es in einem Südstaaten- Roman zu lesen sein könnte und ist doch so wahr. Hier ein kurzer Einblick in seine Biografie. „Red“ wurde in Alabama geboren, seine Mutter starb kurz nach der Geburt, sein Vater wurde vom KuKluxKlan ermordet als Iverson 9 Jahre alt war. Nach drei Jahren Waisenhaus wuchs er in Pennsylvania bei seiner Großmutter auf. Als er auf Muddy Waters traf, stand fest: er wollte Musiker werden. Doch zunächst war dies sein Weg: Straßenmusiker, Gelegenheitsarbeiter, Kriminalität, Zwangsarbeit, Korea, Black-Muslim-Bewegung. Quer durch die  USA ziehend, trat er auch in kleinen Clubs auf.  Er spielte mit John Lee Hooker, seinem Idol Muddy Waters und Jimmy Reed. Später u.a. mit Albert King, Eric Burdon, Johnny Winter. In Europa wurde er bekannt durch seinen Auftritt in Montreux und bei den American Folk Blues Festivals. Hier traf er 1980 seinen alten Freund aus Chicago, Carey Bell.  Ab 1983 fanden regelmäßig gemeinsame Touren statt.

Anfang April 1992 trat Peter Schneider mit seiner Bluesband auf. Der Ausnahmegitarrist brachte vier weitere hervorragende Musiker mit. Die Rangauhalle war gegen Ende des Konzerts am brodeln. „Die Geschlossenheit des musikalischen Konzepts macht die Stärke der fünf Blueser aus. Und sie sind alle wirklich Extraklasse.“ NZ, 9.4.92

Am 1./2. und 3.Mai 1992 wagte Gerd ein kleines dreitägiges „Festival“. Dieser Begriff klingt aus heutiger Sicht eher hochgegriffen, wenn man an den Umfang des späteren Festivals denkt. Aber dieses weitere Highlight brachte Spitzenkünstler aus den USA an einem Wochenende zusammen. New Orleans war nun nicht mehr weit.   

Lillian Boutté, offizielle Musikbotschafterin ihrer Stadt trat am 1. Mai 1992 zum ersten Mal in Wendelstein auf. Begleitet wurde sie von ihrem engen musikalischen Begleiter, dem Münchner Ausnahme Blues- und Boogiepianisten Christian Willisohn und seiner fulminanten Band. Mit dabei: Rick Hollander, dr, Rocky Knaur,b, Nick Woodland, gui, Bläsersatz Stefan Holstein und Thomas L’Etienne aus New Orleans. Original authentischen Gospel gab es in der kleinen Jegelscheune mit den schon 1959 in New Orleans gegründeten Friendly Travellers. Eine außergewöhnliche Gospelgruppe, deren tiefer Glauben durch ihre Performance zu spüren war. Schwarzer Chicago Blues wurde von der Larry Burton Blues Band präsentiert. Larry Burton, ein ganz Großer, gehört zu den gefragtesten Musikern in der amerikanischen Bluesszene.

„Im Herbst wird der Sommer richtig heiß“, so die Überschrift im Hip-Kurier vom 14.8.92. Im Artikel der NZ vom 19.8.92 hieß es „Auf den Wendelsteiner Sommer ist Verlass“ und weiter: „Man nehme vier Teelöffel Blues, drei Messerspitzen Jazz, gebe drei Spritzer Kabarett hinzu und garniere das Ganze mit etwas Chanson und Gospel und man bekommt ein Kulturmenu der Extraklasse.“ Im zweiten Halbjahr 1992 gab es ein Stargastspiel mit Mr. Acker Bilk in der ausverkauften Halle. In der Jegelscheune trat erstmals Stephan Holstein und sein Clarinet Trio mit New Orleans Classics auf. Für den blueslastigen Teil des Herbstes sorgten „Detroit“ Gary Wiggins & The Low Commotion Blues Band. Ludwig Seuss & Friends, die Creme der Münchner Musikszene sowie die zwei Hamburger Vollblutmusiker Abi Wallenstein und Henry Heggen.

Im Frühjahr 1993 traten nicht nur wiederholt hervorragende Bands in der Jegelscheune auf, es ging auch in der Schwarzachhalle auf hohem Niveau weiter. Anfang Mai trat dort die Harlem Blues & Jazz Band auf, eine der authentischsten Jazzbands der Welt, deren Mitglieder schon mit Größen wie Duke Ellington, Cab Calloway, Count Basie, Louis Armstrong oder Billie Holliday gespielt haben. Sechs Musiker geboren zwischen 1908 und 1922, der Jüngste war Jahrgang 1934. Als einer der Bekanntesten unter ihnen sei nur Al Casey genannt, langjähriger Gitarrist bei Fats Waller. 

New Orleans trifft in Franken ein

1993 ist auch das Jahr, in dem New Orleans auf Wendelstein trifft und Franken erobert. Und zwar mit dem King of Mardi Gras, Oliver „lala“ Morgan mit seiner New Orleans Rhythm & Blues Band. Sein erster Erfolgstitel „Who shot the lala“ wurde später neu interpretiert von Willy deVille. Markenzeichen von Oliver Morgan ist der bunte Schirm, wie er traditionell bei den Paraden in New Orleans eingesetzt wird. 

Ein großes Vorhaben und ein Wagnis aber war die allererste Straßenparade. Sie sollte am So, 2.Mai um 17.00 auf der Wendelsteiner Hauptstraße stattfinden. Gänzlich ohne Erfahrung für ein solches Event rechneten wir mit dem allerschlimmsten. Ebenso wie ein befreundetes Ehepaar, das mit den Worten in den Altort kam: „damit die Hukes nicht allein da stehen mit der Band“. Jegliche Befürchtungen wegen eines möglichen Flops waren verflogen als wir die Zuschauermenge sahen. Über 1000 ! Besucher waren gekommen. Unglaublich! Die aus New Orleans stammende Treme Brass Band führte wie in ihrer Heimatstadt, ihrem Viertel Treme, die musikbegeisterten und tanzenden Franken durch die Straße. Es war kaum zu fassen. Am Abend gab die Band ein umjubeltes Bühnenkonzert in der TSV Halle. Nicht nur die acht Musiker waren ständig in Bewegung, auch das Publikum tanzte in den Reihen und gegen Ende des Konzerts sogar auf der Bühne. Dies war wohl der Tag, an dem Gerd die zukünftigen Besucher wie „ein Rattenfänger zu Hameln“ nach Wendelstein zog. Später haben wir die Treme Brass Band im Film und in Dokumentationen über New Orleans sehen können und konnten sagen, „wow, die waren bei uns in Wendelstein“. 

Beendet wurde das Frühjahr ‘93 mit einem New Orleans Music Abend unter dem wegweisenden Motto “New Orleans Meets Wendelstein“. Fernab vom Dixieklischee brachte Gerd Gospel, Jazz und Blues an einem Abend unter. Sozusagen als Schmankerl und zum Kennenlernen unterschiedlicher, aber originaler Stile der „crescent city“. Tiefster Louisiana Blues wurde überzeugend von Big Bad Smitty auf die Bühne gebracht. Nicht alle Zuschauer waren begeistert. Nach dem Konzert standen Gerd und ich in der Nähe des Ausgangs. Ein Wendelsteiner Gast fluchte (ich zitiere wörtlich), ohne Gerd zu (er-)kennen: „Welches Oarschluch hat denn diese Band engagiert.“ Das blieb für uns über Jahrzehnte ein geflügeltes Wort. Schmunzeln mussten wir darüber, dass dieser Gast bis zum Ende der Show geblieben ist. Die Presse aber schrieb über Big Bad Smitty: “Seine Bluesläufe gehen unter die Haut. (…) Wer bis zum Schluss blieb- das Festival dauerte fast 5 Stunden- konnte einen wirklichen Bluesmeister beim Zelebrieren einer Leidenschaft erleben.“ 

Mit Herbst 1993 nahm das Programm an Umfang zu und zeigte sich mit 5 bis 6 erstklassigen Veranstaltungen pro Monat. Erwähnt seien hier nur „Guitar Crusher“, Ludwig Seuss & Friends und die holländische Jazzformation The Houdinis sowie The Joyful Gospel Singers in der St. Georgskirche im Dezember. Henrik Meurkens, erstklassiger Vibraphon und Harpspieler, präsentierte eine Synthese aus Jazz und brasilianischer Musik in der Jegelscheune unter dem Titel „Bebop meets Samba“.

Der Flyer hatte nun sein neues Format und Gesicht bekommen. Die ausführliche Information über jede/n KünstlerIn war Gerd ein wichtiges Anliegen. So haben sich die Besucher schon bald blindlings auf diese Beschreibungen verlassen und zunehmend Neues ausprobiert. Für dieses Vertrauen war eine Ausgewogenheit von Konzerten mit schon bekannten Bands und erstmalig auftretenden Künstlern von großem Wert. Als Orientierungshilfe überschrieb Gerd jede Veranstaltung mit einer Kategorisierung, „Bluesclub“ oder z.B.  „Tanzparty“ beim Konzert mit „King Goerge“. 

»BACKSTAGE«

das Dorf

die Fremden

Die allererste Begegnung mit dem Dorf war Gerds „Einstand“ beim Flaschner, damals DIE Institution in Wendelstein. Er setzte sich an den Stammtisch, sagte wahrscheinlich höflich „Guten Abend“ oder „Guten Tag“, vielleicht sogar „Grüß Gott“, aber er klopfte nicht, wie üblich, auf den Tisch. Am nächsten Tag kam die „Rüge“. Einer der Stammgäste hatte tatsächlich beim Bürgermeister angerufen und sich über den neuen Kulturhansel mit den Worten „welchen Deppen hast’n da eingestellt?“ beschwert. Wir, auch ich, haben nie wieder vergessen, auf alle möglichen Tische zu klopfen.

Gerd war zu Anfang, bis er seinen Standort gefunden hatte, unsicher zu welchen „gesellschaftlichen“ Anlässen im Ort sein Mitwirken erwünscht bzw. gern gesehen wäre. Zum traditionellen Faschingskehraus sind wir nach längerer Überlegung einmal gegangen… und nie wieder. Auch die Tradition des Weiberfasching wurde in Wendelstein jährlich von einer bestimmten Gruppe von Frauen zelebriert. Die Hexen zogen durchs Dorf, ins Rathaus, schnitten den Angestellten die Krawatten ab und zogen mit dem Bürgermeister und dem Kulturreferenten weiter ins Heimathaus zum ausgiebigen Feiern. Gerd war vorgewarnt, hatte aber nicht mit so viel plumper Annäherung gerechnet. „Sexuelle Übergriffe“ würden wir es heute wohl nennen. Gerd versuchte, sich künftig dieser Veranstaltung zu entziehen, ohne Erfolg. also nahm er jedes Jahr zu diesem Zeitpunkt Urlaub.

Umgang mit schwarzen Musikern - nett gemeint

In einem der ersten Jahre, brachte Gerd die Brassband aus New Orleans in einer Pension in Wendelstein unter. Die Wirtin: „Das sind nette Menschen. Ich wasch auch die Wäsche für die Musiker, aber in meinen Keller dürfen die N… nicht mitkommen.“

Kurzer Dialog nach einem Konzert in einer Gastwirtschaft. Wirtin zu Al Jones: „And you please?“,  dieser antwortete in breitestem Dialekt: „Bringst mir a Seidla.“ Man kann sich den irritierten Gesichtsausdruck der Gastwirtin gut vorstellen.

Akzeptanz 

In einem Geschäft im Altort stand ich in der Schlange. Draußen war gerade ein Banner über die Straße gespannt worden. Frage einer Kundin am Verkaufstresen: „Was soll die Fahne da über der Straße?“ Antwort der Inhaberin: „Das sind die mit ihrem Jazzgeschmarri.“   

Unterschiede in der Akzeptanz traten manchmal deutlich hervor. So veranstaltete die eine Bäckerei Konzerte und unterstützte das Festival, während ein anderer Bäcker den Andrang bei den Straßenparaden nicht sehr freundlich annahm. Er beschwerte sich vielmehr nach dem Festival über seine verschmutzte Hauswand. Zuschauer hätten während der sonntäglichen Veranstaltungen mit ihren Schuhen daran gelehnt und die Gemeinde möge doch für die Renovierung aufkommen. Beim den ersten Straßenparaden gab es Wirtsleute, die extra einen größeren Getränkevorrat anschafften, eine Außenschänke mit Bierbänken aufbauten und die vielen Zuschauer versorgten. Andere verschlossen ihre Tür mangels ausreichender Getränke und Angst vor dem Ansturm der vielen Menschen im Ort. Eine große Zahl von Gästen blieb leider unversorgt, so dass Gerd wieder mit Überzeugungskraft einwirken musste.

Neben den fantasievollen Werbeaktionen einiger Geschäfte wurde in der Apotheke am Marktplatz anlässlich des Festivals eine kreative Idee umgesetzt. Ein Kräuterbitter wurde in attraktive Flaschen unterschiedlicher Größe und Formate abgefüllt, mit einem passenden Aufkleber mit dem Titel „Muddy Water“ versehen und zum Verkauf angeboten. Besondere Gäste bekamen von Gerd eine Flasche zur Erinnerung.  

Zu diesen kleinen Anekdoten kann ich keine genauen Jahreszahlen angeben, stammen aber aus den ersten Jahren. Im Laufe der Zeit wurde das Festival Bestandteil des Ortes und wir waren zu Wendelsteinern geworden.  

1994 – das einschneidende Jahr

Es beginnt mit einem famosen Konzert in der Jegelscheune mit dem Duo Christian Willisohn, pi, voc und Boris Vanderlek, sax, zwei außergewöhnliche Persönlichkeiten der europäischen Musikszene. Der März stimmt mit einem kulinarischen Event auf das kommende Großereignis ein. Beim Buchswirt in Großschwarzenlohe wird Creole Cuisine serviert.

Und als Auftakt zum New Orleans Music Festival hatte Gerd den New King of Zydeco, Lynn August &The Hot August Knights aus Lafayette / Louisiana engagiert. Dieses Konzert war ein absolutes Highlight und unvergessliches musikalisches Erlebnis, auch wenn die Halle nur zur Hälfte gefüllt war, Zydeco war noch ein unbekannter Zweig der New Orleans Musik. „Dabei ist Zydeco Tanzmusik, (…)  Die kreolische Bevölkerung von Louisiana drückt dadurch ein Lebensgefühl aus, das von der Hitze und Lebensfreude dieses Landstrichs geprägt ist. Die Musik wird dabei zum Schmelztiegel der Kulturen. Unvergleichlich gibt dies Lynn August wieder.“ NN, Mantel, 26.3.94. Ich denke, durch dieses Zydeco Konzert wurde der Leitsatz für die zukünftigen Festivals geprägt: let the good times roll – laissez les bon temps rouler. Dazu mehr im Kapitel Festival.

Gerd war einige Male nach Ascona zur Festa New Orleans gefahren um Erfahrungen zu sammeln und Kontakte zu knüpfen. In dem Jahr als er Lynn August kennenlernte war ich dabei. Wir kannten diese Stilrichtung der New Orleans Musik nicht wirklich, waren aber neugierig auf alles. Dieser Rhythmus traf uns bis ins Mark und fuhr direkt in die Beine Bei diesem Konzert trafen wir Ludwig Seuss, der gerade dabei war Akkordeon und Waschbrett zu lernen und sich vom King of Zydeco inspirieren lassen wollte. Wie wir von Auftritten der Ludwig Seuss Band in den folgenden Jahren wissen, hat sich das Üben mehr als gelohnt. Er war selbstverständlich dabei als Lynn August in Wendelstein auftrat und wurde durch Gerds Vermittlung auf die Bühne gebeten. Daraus ergab sich ein so guter Kontakt, dass Lynn August später auf einer Ludwig Seuss CD als Gast bei zwei Nummern mitspielte.

Ab Mitte März 1994 gab es in der regionalen Presse eine breitangelegte Vorschau über das Programm des (ersten) New Orleans Music Festivals. Es war damals noch nicht als das 1.Festival benannt. War das eine bewusste Vorsichtsmaßnahme von Gerd? Hätte er den Erfolg vorausgeahnt, so hätte er sicher die 1 zukunftsahnend davorgesetzt. 

Die Presse allerdings überhäufte Gerd schon mit Vorschusslorbeeren, sämtliche Programmpunkte wurden angekündigt und bis ins Kleinste vorbesprochen. Die Nachbesprechungen der einzelnen Konzerte und das gesamte Konzept wurden von den Kritikern nicht nur gewürdigt, sondern beinahe enthusiastisch gefeiert. Hier einige Pressestimmen aus der Region, kurze Hinweise gab es in diesem ersten Jahr auch im Plärrer, in der Jazz-Zeitung, dem Jazzpodium.

„Einmaliges Ereignis für Süddeutschland“„…nennt sich das Projekt, mit dem für viel Aufsehen gesorgt wird. “NZ,17.3.94 „Auch Soul gehört dazu“ „Sie sorgen für richtiges New-Orleans- Feeling: Die Maggie Kinson’s Bourbon Street Revue“, NZ, 19.3.94. Diese Band spielt in New Orleans auf den berühmten Schaufelraddampfern, in Wendelstein in der Schwarzachhalle. „Ein besonderer Leckerbissen (…) werden die abendlichen Sessions mit der Hausband um Ludwig Seuss.“  NZ,24.3.94 „Neben einem regelmäßigen Konzertangebot grenzt auch das Wendelsteiner New Orleans Music Festival an ein musikalisches Wunder.“ NN-Mantel, 21.4.94 Das Programm umfasste also eine Bandbreite der New Orleans Musik, von traditionell über Gospel, Soul bis Blues. Die kurze Woche umfasste Abendveranstaltungen, einen Frühschoppen, die Straßenparade, nächtliche Session, ein Bluescafe sowie einen Vortrag mit Bildern und Musik zur Geschichte der New Orleans Musik, gestaltet vom Promoter des Festa New Orleans Ascona Hannes Anrig. Die unterschiedlichen Formate sowie die musikalische Vielfalt wird Gerd beibehalten, musikalisch immer bei den Wurzeln bleiben, getreu dem Motto „where it all comes from“.

Marva Wright

Besonders stolz war Gerd auf das Engagement von Marva Wright, die in der Presse als Höhepunkt“ und „lebender Vulkan“ angekündigt wurde. Als Gerd den Vertrag mit ihr abschloss, war sie noch ein Geheimtipp, inzwischen galt sie aber als der Shooting-Star der amerikanischen Blues-Szene und füllte nun mühelos große Hallen.

Die Resonanz auf dieses Großereignis in Wendelstein war beim Publikum, bei Musikern und Presse einzigartig. Schon dieses erste Mal zeichnete sich durch eine hohe musikalische Qualität und ausverkaufte Veranstaltungen aus. Die Straßenparade wurde von mehr als 2000 Zuschauern begleitet.

Musiker nahmen begeistert an den nächtlichen Sessions teil, die Presse kannte nur Lob und forderte eine Wiederholung. Das monatliche Wendelsteiner Mitteilungsblatt widmete dem Festival mehrere Seiten. In Briefen an den damaligen Bürgermeister Kelsch und Mails ans Kulturreferat äußerten sich neu gewonnene Fans begeistert über das Festival und setzten sich für eine Fortsetzung ein.

mit dem Bürgermeister von New Orleans

Anfang Juli 94 war Gerd wieder für eine Woche privat nach Ascona gereist („Urlaub“ auf eigene Kosten, eine Dienstreise wurde ihm nicht genehmigt) um sich umzuschauen und vor allem vielfältige Kontakte zu knüpfen. Über das Treffen mit dem amtierenden Bürgermeister von New Orleans wurde in der NZ vom 14. Juli mit Foto kurz berichtet.

Herbst 1994

Der Wendelsteiner Sommer fand im Herbst 1994 wie auch zukünftig fast ausschließlich in der Jegelscheune statt (weiterlesen im Kapitel „Stars in der Jegelscheune). Ausnahme waren ein Gospelkonzert in der Kirche und eine Show-Revue in der Rangauhalle mit dem Titel „Paris bei Nacht“. Tänzer/innen aus dem Crazy Horse und dem Paradis Latin brillierten. Dieser Abend sorgte mit seiner „schillernden uns einmaligen Revue“ für Furore. Die NZ vom 25.10.1994 berichtet unter dem Titel „Glitzerwelt in der Turnhalle“ fast ganzseitig: „Vom ersten Ton bis zum furiosen Finale war die Show ein einziges Feuerwerk für die Sinne. Wendelsteins Kulturreferent Gerd Huke konnte mit seinem Experiment voll zufrieden sein, mit dieser Weltklasse-Revue einmal etwas völlig Anderes auf die Bühne zu holen.“

Für eine weitere „hochkarätige Überraschung“, sorgte laut NN Kritiker Stefan Radlmaier Henrik Meurkens in der Jegelscheune. Einer seiner erstklassigen Mitmusiker war z.B. der „atemberaubende Schlagzeuger Portinho, der schon mit Harry Belafonte, Astrud Gilberto… zusammengearbeitet hat.“

Der Blues wurde in diesem Herbst von überwiegend Münchener Musikern präsentiert. Wetsox, „Blues mit Sepplhut“, singen nicht über die Sklaverei in den Südstaaten der USA, sondern z.B. über die Ausbeutung eines armen Knechtes im ländlichen Bayern. Zwei tolle Abende mit „Musik der Extraklasse“, so Stefan Mössler in der NZ vom 22.11.94, folgten im November mit dem Christian Willisohn Trio und der Ludwig Seuss Band. Ludwig ließ dieses Konzert wegen der guten Liveatmosphäre und Akustik das Konzert mitschneiden. Als einer seiner hervorragenden Mitmusiker sei nur Nick Woodland genannt. „Ein beeindruckendes Konzertwochenende in der …“. Der November endete mit einer ganz anderen Spielart des Blues. Rhythm & Blues und fetzigen Soul brachten Eb Davis und seine Band The Radio Kings auf die Bühne und das Publikum in der kleinen Jegelscheune zum tanzen. Stühle wurden zur Seite geschoben und rausgestellt.